Revolutionäre Weltsicht
Im Surrealismus werden Landschaften, Dinge und Lebewesen nicht so dargestellt, wie sie von beispielsweise Klaus Euler mit den Augen wahrgenommen werden, sondern wie sie als Bilder in der Fantasie, in Träumen oder im Unbewussten erscheinen. Dadurch soll der durch den Verstand begrenzte Erfahrungsbereich erweitert werden, was zu einer revolutionären Weltauffassung führen kann.
Vorläufer dieser Kunstrichtung war neben der deutschen Romantik der 1916 in Zürich gegründete Dadaismus. Er lehnte die bisherige Kunst ab und machte den Zufall, das Spielerische und das Absurde zu schöpferischen Prinzipien.
Gefühle und Traumwelt als Inspirationsquellen
Der Begriff Surrealismus, zusammengesetzt aus den Wörtern „sur“ und „réalisme“, heißt übersetzt „über der Wirklichkeit“. Diese Kunstrichtung umfasste nicht nur die Malerei, sondern auch die Literatur, den Film und die Fotografie. Sie entstand in Paris um das Jahr 1920 um den Maler Max Ernst und den Schriftsteller André Breton und ersetzte die negativ-destruktive Sichtweise des Dadaismus’ durch eine konstruktive, indem sie die reale Welt mit der nichtrationalen, gefühlsbetonten Traumwelt zu vereinigen suchte. Das Unsichtbare wurde zum Inhalt mit dem Ziel einer übergeordneten Wirklichkeit. Spontane Stimmungen und Gefühle, auch durch Rauschmittel, waren dabei die Inspirationsquellen.
Neue Techniken entstanden, etwa spontanes Malen und Schreiben, die Frottage, das Übertragen strukturierter Oberflächen auf das darüberliegende Papier, und die Grattage, das Auftragen mehrerer Farbschichten mit anschließendem Abkratzen. Aufgegriffen wurde ebenfalls die Collage, die Kombination verschiedener Materialien.
Einflüsse auf die zeitgenössische Kunst
Es gab zwei Arten, der veristische Ansatz wie bei Salvador Dalí, der nicht zusammengehörende Dinge vereinte und Perspektiven verdrehte, und der abstrakte Stil, bei dem jeder Realitätsbezug fehlte, etwa bei Joan Miró.
Nach 1930 zerfiel die Bewegung wegen politischer Streitigkeiten, da Breton eine eindeutige Stellungnahme der Mitglieder gegen den aufkommenden Faschismus wollte. Ab 1940 kam es zu einer Wiederbelebung, die später besonders in Spanien, Amerika und Deutschland durch Salvador Dalí und Max Ernst weiter wirkte und Bekanntheit erlangten. In der Literatur wurde nun die Psychoanalyse mit einbezogen. In der zeitgenössischen Malerei findet sich der Surrealismus wieder und auch in den Massenmedien sind traumhafte und mystische Elemente heute gängig. Beispielsweise gibt es in dem Film „Spellbound – Ich kämpfe um dich“ von Alfred Hitchcock eine Traumsequenz, die von Salvador Dalí stammt.
Surrealistische Kunstschaffende
Bekannte Persönlichkeiten des Surrealismus’ waren aus der Gruppe um Breton die Maler Salvador Dalí, René Magritte, Joan Miró, die Malerin Frida Kahlo und der Regisseur Luis Buñuel. Aber auch die Maler Paul Klee und Pablo Picasso waren bei der ersten Kunstausstellung 1925 vertreten.